Der Vorstand von AST e.V.

Priv. – Doz. Dr. med. Markus Backmund

Professor Dr. med. Markus Backmund

Markus Backmund wurde 1961 in München geboren. Nach dem Abschluss des Medizinstudiums 1989 arbeitete er als Arzt am Krankenhaus München-Schwabing. Neben der Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin (Facharztanerkennung 1996), absolvierte er eine psychotherapeutische Ausbildung (Psychotherapiezusatzbezeichnung 1995).

1991 wurde unter seiner Leitung die so genannte Villa aufgebaut, die erste Station für qualifizierte Entzugsbehandlung an einem Akutkrankenhaus der höchsten Versorgungsstufe in Deutschland. Als 1997 offiziell Drogenabhängige von den Fachgesellschaften von einer Hepatitis-C-Behandlung ausgeschlossen wurden, engagierte er sich, dies, einerseits durch wissenschaftliche Arbeit, andererseits durch berufspolitischen Einsatz in der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, zu verändern.

Im Jahre 2000 wurde unter seiner Verantwortung die Ambulanz B9 eröffnet, in der suchtkranke Menschen mit z.B. Hepatitis C behandelt werden können. Neben seiner Tätigkeit als Leiter des Bereichs Suchtmedizin am Krankenhaus München-Schwabing, engagiert sich Markus Backmund als stellvertretender Vorsitzender und von 2011 bis 2022 als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin. Zusammen mit Elisabeth Michel, Dr. Jörg Gölz und Professor Dr. Michael Krausz rief er 2004 die Aktion AST ins Leben.

2007 gründete er das Praxiszentrum im Tal (www.professor-backmund.de), 2020 wurde die von ihm konzipierte P3 Klinik, eine Akutklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (www.p3.clinic) eröffnet.

2023 wurde die von Dr. Hartmut und Ruth Krafft die Krafft-Stiftung zur Erforschung psychischer Erkrankungen gegründet, dessen Vorsitzender des Stiftungsrates Markus Backmund seitdem ist (www.krafft-stiftung.de).

Dipl.-Psych. Elisabeth Michel, München

Dipl.-Psych. Elisabeth Michel, München

Elisabeth Michel wurde 1949 in München geboren. Seit dem Abschluss ihres Studiums als Diplom-Psychologin arbeitet sie für und mit Menschen mit Behinderung – zuerst in der Rehabilitation, später in der größten Einrichtung für Erwachsenenbildung Europas. 20 Jahre lang – bis zum Sommer 2004 – war sie gewählte ehrenamtliche Vorsitzende des Behindertenbeirates der Landeshauptstadt München.

Das Thema ihrer vielfältigen haupt- und ehrenamtlichen Arbeit sind Randgruppen und damit verbunden die Integration von allen Menschen, die anders sind. Durch viele Aktionen ist es ihr gelungen, behinderte Menschen in die Mitte der „normalen“ Gesellschaft zu rücken, so dass Menschen mit Behinderung heute überwiegend als wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft gelten, die über ihre Stärke statt über ihre Schwäche definiert werden. Gleichstellungsgesetze sichern die Lebensqualität behinderter Menschen ab. Mit der Unterstützung von Elisabeth Michel wurde München als behindertenfreundlichste Stadt Deutschlands ausgezeichnet.

Für ihr Engagement und die großen Erfolge bei der Gleichbehandlung und Integration von Menschen mit Behinderung wurde sie 2003 mit der Medaille „München leuchtet“ durch den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Nach erfolgreicher Integrationsarbeit möchte Elisabeth Michel nun ihre Erfahrung, ihr Können und ihre Kraft auf die Randgruppe der Suchtkranken konzentrieren. Diese sind der öffentlichen und privaten Ächtung ganz besonders ausgesetzt. Leben mit der Sucht ist ein Teil unserer Gesellschaft – darum müssen suchtkranke Menschen in ihrer Mitte aufgenommen werden.

Prof. Dr. med. Michael Krausz

Prof. Dr. med. Michael Krausz, Hamburg

Michael Krausz wurde 1954 in Hamburg geboren. Er begann seine berufliche Karriere als examinierte Krankenpfleger in der Erwachsenenpsychiatrie, wo er insbesondere mit jungen, psychotischen Patienten arbeitete. Nach seinem Abschluss an der Universität Hamburg (UKE) zeichnete ihn die H. Böckler Stiftung für seine Doktorarbeit mit einem Preis für junge Forscher im Bereich der Medizin aus. Nach dem dritten Staatsexamen war er von 1985-1991 als wissenschaftlicher Assistent an der psychiatrischen- und Nervenklinik und der neurologischen Klinik des UKE tätig. Seine Habilitationsschrift verfasste er 1988 zum Thema „Schizophrenie bei Jugendlichen – eine Verlaufsuntersuchung“. Dabei untersucht er die Verbindung von schweren geistigen Krankheiten und dem Missbrauch psychotroper Substanzen. Dieser Bereich sollte später Gegenstand seiner Hauptbeschäftigung werden. Nach einem Forschungsaufenthalt in New York von 1991-1992 habilitierte er an der Universität Hamburg und erlangte die venia legendi für Psychatrie. 1994 erhielt er die C3 – Professur an der Universität Hamburg. Verantwortlich zeichnete er für die Durchführung größere Studien über psychiatrische Krankheiten intravenöser Drogengebraucher. Dabei hat er im Zuge der größten randomisierten klinischen Studie über 1000 Menschen mit Heroinmissbrauch untersucht, speziell bezogen auf Deutschland. Er konnte zeigen, dass es möglich ist, auch den schwierigsten Fällen seiner Patienten eine angemessene Behandlung zukommen zu lassen und trug so dazu bei, einen wichtigen Paradigmenwechsel im klinischen Bereich zu bewirken. Er ist Gründer beziehungsweise Herausgeber zweier wissenschaftlicher Journale, die bis heute eine große Bedeutung auf diesem Gebiet haben: European Addiction Research und Suchttherapie. 290 Publikationen und wesentlich mehr Vorträge zeugen von seinem Dienst für die Wissenschaft. Nach über 20 Jahren in unterschiedlichen Positionen in Deutschland wurde er 2005 zum ersten Vorsitzenden BC Leadership Chair for Addiction Research berufen. Er ist tätig in verschiedenen Aufsichtsgremien auf internationaler, nationaler und provinzialer Ebene, in Städten Deutschlands und Kanadas, unter anderem auch beim obersten wissenschaftlichen Beratungsgremium der CCSA, dem Research Advisory Council der Michael Smith Stiftung, der Kaiser Stiftung und al Vizevorsitzender der Collaboration for Change, Vancouver. Zwischen April 2009 und 2012 war er Medizinischer Direktor des Burnaby Center for Mental Health and Addiction und regionale und des Regional Programm for Complex Concurrent Disorders in VHC, damit baute er eine kontinuierliche Anlaufstelle zur Pflege von Patienten auf, die diese aufgrund ihrer geistigen und suchtabhängigen Erkrankung dringendst benötigen.

Derzeitige Schwerpunkt: Professur für Psychatrie und Public Health, Leadership Chair for Suchtforschung an der University of British Columbia, Vancouver. International ist der gut vernetzt, geschätzt als Experte und Partner verschiedener globaler Unternehmen. Er ist verbunden mit dem Projekt HEANTOS in Vietnam (Professor Sung, Professor Minh) durch seine Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen seit 1990. Verantwortlicher beziehungsweise Mitverantwortlicher vieler Studien in Deutschland, im Iran und in der Schweiz neben seiner Arbeit in Kanada. Ebenso ist es seit den 1990er Jahren eingebunden in Mental Health. Zugehörig ist er dem Steering CVommittee of the Mental Health Commission of Canada (MHCC) und entwickelt Strategien. Studienleiter diverser Projekte, die sich des Web und Sozial Netzwerkes für geistige Gesundheit – bekannt als Walkalong bedienen, einer Plattform für Jugendliche mit Stimmungsschwankungen.

Michael Krausz MD, PhD, FRCP
– Providence, Leadershi Chair for Addiction Research
– Professor of Psychiatry
– Director Addiction Psychiatry Institute of mental Health at UBC

Dr. med. Jörg Gölz

Abschied von Dr. med. Jörg Gölz

Jörg Gölz ist Ende Juni 2023 in Berlin gestorben.
Jörg Gölz war Mitbegründer der Aktion AST e.V. und von Beginn an im Vorstand.
Jörg Gölz – Du hast so vielen den Weg gewiesen, auch uns.

Du – groß, schlank, immer korrekt gekleidet im Maßanzug, Dein Gesicht unvergesslich für alle, die Dir jemals begegnet sind. Und dann steht dieser so korrekt gekleidete Mensch da und spricht und kämpft und lebt für alle, die in diesem Leben zu scheitern drohen – für die Aidskranken, die Obdachlosen, die Suchtkranken und für alle, die von dieser Gesellschaft ausgestoßen wurden und auch immer noch werden. Du hast gegen alle Widerstände für sie gesorgt – im Kleinen und im Alltag, aber auch in allen Gremien und auf höchster Ebene. Als noch bei uns in Bayern über eine Insel für Aidskranke nachgedacht wurde, hast Du sie einfach behandelt und substituiert, die Strafbarkeit hinnehmend. Du hast unendlich viel bewegt und bewirkt, auch bei uns. Du warst immer ein Licht am Ende eines bedrohlichen Tunnels, das den Weg gewiesen und Mut gemacht hat. Deine Vorträge sind unvergessen – Du hast in unnachahmlicher Art lebendig und mit viel Herzblut die Lage der kranken Menschen geschildert, so dass am Ende jeder einsehen musste, dass die Sucht eine Krankheit und keine Charakterschwäche ist. Auch Deine damals zahlreichen Gegner mussten das Pfeifen einstellen und konnten nur noch stottern. Als Vorsitzender der DGS hast Du dafür gesorgt, dass das Klima für suchtkranke Menschen sich zum Positiven verändert hat und unter Deiner Schirmherrschaft konnten wir unsere AST-Antistigma Aktion ins Leben rufen. Jörg Gölz wird immer und überall fehlen.

Aber wir sind uns auch ganz sicher, dass Jörg Gölz dort, wo er jetzt ist, noch weiter für uns alle sorgen wird. Er wird auch im Jenseits alle mit seinem Temperament auf den richtigen Weg bringen. Darauf hoffen wir alle sehr, und dann wird die Welt besser werden.

Servus, Jörg.
Markus Backmund und Elisabeth Michel


Warum Antistigma? (Gedanken von Dr. med. Jörg Gölz)
In den Ur-Gesellschaften der Menschheit war es nur den Priestern erlaubt, sich mit Drogen in einen Ausnahmezustand zu versetzen, um ihrem Stamm den Zugang zu den Ahnen, Geistern und kosmischen Kräften zu verschaffen. In späteren Zeiten haben sehr viele Menschen Drogen zu sich genommen als Heil-, Genuss-, Rausch- und Liebesmittel. Nur im christlichen Abendland war der Rauschzustand als schwere Sünde verdammt und die Evangelikalen in den USA haben den Konsum fast aller Rauschmittel verboten und fast alle anderen Länder ebenfalls dazu angeregt. Der illegale Drogenhandel wurde damit zu einem der größten Wirtschaftssektoren.
Die Konsumenten illegaler Drogen wurden deshalb gesellschaftlich stigmatisiert und befriedigten damit das Bedürfnis der Menschen, sich bestimmten anderen Menschen überlegen zu fühlen. Wer illegale Drogen konsumierte war kriminalisiert, führte ein antisoziales, areligiöses und unproduktives Leben auf der Drogenszene. Die Ursache ihrer Lebenspraxis war das gesetzliche Drogenverbot. Als weitere Paradoxie kam die Forderung hinzu, dass vor einem Therapieangebot, das Therapieziel schon erreicht sein sollte: die Abstinenz. Vergessen wurde, dass der größte Teil der Drogenabhängigen verheerende Kindheiten durchlebt hatten und mit der Drogenwirkung eine Selbstbehandlung ihrer seelischen Qualen versuchten.
In den 90iger Jahren wurden dann die grotesken Gebote der Abstinenztherapie ersetzt durch eine Kombination aus ärztlicher Opiatsubstitution mit psychosozialer Betreuung durch Drogenberater. Vor der späteren Abstinenz wurden erst die psychische Defekte behandelt und die familiären, juristischen, beruflichen und sozialen Probleme beseitigt. So wurden überhaupt die Voraussetzungen für eine abstinentes Leben geschaffen.